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Arwed Messmer
Anonyme Mitte
6. März bis 10. April, 2010

Eröffnung
Freitag, 5. März, 19-22Uhr


(c)2007 Arwed Messmer, Breite Strasse 1-11, Kanzleiflügel des Staatsratsgebäudes mit der Überbrückung der Neumannsgasse zum ehemaligen Ministerium für Bauwesen der DDR, 85 x 440cm

Arwed Messmer setzt sich in seiner künstlerischen Arbeit vor allem mit der Topografie moderner Städte auseinander. Ein wiederkehrendes Thema ist die Umgestaltung Berlins, wo er seit 1992 lebt. Sein dokumentarisch geprägter Blick gilt dabei nicht nur den sichtbaren Transformationen der Architektur, sondern der historischen Dimension dieser Orte, die sich wie ein Filter vor die Wahrnehmung der heutigen Wirklichkeit schiebt.

Arwed Messmers Anonyme Mitte ist eine Keimzelle im historischen Zentrum Berlins, aus der heraus sich die heutige Metropole entwickelt hat. Erste Fotografien dieser umfangreichen Serie, die kürzlich als Buch erschienen sind, entstanden bereits Anfang der 1990er Jahre. Messmer sieht sich in einer dokumentarischen Tradition, die er aufgreift und gleichzeitig verändert. Er kombiniert eigene Aufnahmen mit historischem Bildmaterial, das er sich aus Archiven aneignet und in einen neuen Bedeutungskontext überführt, was die Grenzen der Autorenschaft verschwimmen lässt.

Die Ausstellung Anonyme Mitte greift zwei grossformatige Panoramaaufnahmen von jeweils 4,40 Meter Länge aus der Serie heraus und stellt sie einander gegenüber. Beide Aufnahmen zeigen Gebäude kurz vor ihrer Zerstörung, eine historische Aufnahme des legendären Stadtschlosses und eine aktuelle Aufnahme des ehemaligen Staatsratsgebäudes sowie des ehemaligen Ministeriums für Bauwesen der DDR, das für 2010 auf der Abrissliste steht.

stadtschloss
(c)1949/2009 Arwed Messmer/Fritz Tiedemann/LDA, Fassadenabwicklung der Südseite der Stadtschlossruine, 85 x 440cm

Die Gegenüberstellung steht exemplarisch für ein breiter angelegtes Projekt. Verfall oder Zerstörung ist in jedem Bauwerk bereits angelegt. Hier kommt aber noch Entscheidendes hinzu. Die historische Mitte Berlins ist ein Repräsentationsraum, ein Ort der Sehnsüchte, Projektionen und Mythen. Was hier entsteht, setzt gewissermassen den Ton für den Rest der Republik.

Betrachtet man die Geschichte in längeren Zeiträumen wie Arwed Messmer es tut, beginnen sich Muster zu offenbaren, die eine umfassendere Perspektive ermöglichen. Gegenwärtig ist die historische Mitte Berlins auffällig leer und anonym. Während Bauten aus der jüngsten DDR Vergangenheit zunehmend verschwinden, wird mit dem Neubau des Stadtschlosses der Versuch unternommen an eine feudale Vergangenheit anzuknüpfen. Und so fotografiert Messmer Bestehendes im Wissen, dass es nicht bleibt aber auch im Bewusstsein dessen, dass sich Geschichte nicht verdrängen lässt.

Petra Karadimas


Zur Ausstellung erscheint als Edition eine Postkarte des Fernsehturms. Über die Galerie erhältlich sind ausserdem ein Plakat des Fernsehturms, 100 x 140cm, sowie signierte Kopien des Buchs Arwed Messer (Hg.) Anonyme Mitte Berlin.
www.berg19.de/drucksachen

www.anonyme-mitte-berlin.de
www.lux-fotografen.de